Friederike (Fritzi) Furch geb. Jaroslavsky

26.04.1924 (Wien) – 10.12.2012 (Wien),

Kanzleibeamtin

Ravensbrück: Anfang Januar 1942 – Ende April 1945

Friederike (Fritzi) Furch im Sommer 2007, Foto: Sylvia Köchl, Wien
Friederike (Fritzi) Furch im Sommer 2007, Foto: Sylvia Köchl, Wien

Friederike (Fritzi) Furch wuchs in einer Wiener Arbeiterfamilie auf. Ihr Vater, ein leitender Funktionär der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), weckte ihr politisches Interesse.

Die Kämpfe im Februar 1934 prägten sich in ihr Gedächtnis ein. Bald gehörte sie dem illegalen Kommunistischen Jugendverband Österreichs an.

Weil sie sporadisch politische Schriften transportiert hatte, wurde sie im Januar 1940 von der Gestapo verhaftet. Ihr wurde „Vorbereitung zum Hochverrat“ und „Betätigung für die KPÖ“ vorgeworfen. Wegen ihres jugendlichen Alters von erst 16 Jahren kam sie in das Gefängnis des Jugendgerichtshofs. Dort musste sie als Hausarbeiterin vor allem Putzarbeiten verrichten.

Ihr Vater war ebenfalls verhaftet worden. Kurz bevor Fritzi Anfang Januar 1942 in das KZ Ravensbrück deportiert wurde, ist er in Plötzensee hingerichtet worden.

In Ravensbrück musste Fritzi in der Stoffweberei des SS-Betriebes „Gesellschaft für Textil- und Lederverwertung m.b.H.“ am Handwebstuhl arbeiten. Das war Schwerstarbeit, der ihre Kräfte überstieg, denn der Webstuhl musste mit beiden Armen und Beinen bedient werden. Nach einigen Monaten kam Fritzi in die Verwaltung des Betriebes. Die unmenschliche Ausbeutung der Sklavenarbeiterinnen machte auch vor der Verwaltung nicht halt. „Ab Frühjahr 1942 wurde in zwei Schichten á 11 Stunden gearbeitet. Ich arbeitete zuerst in der Abteilung Auftragsbüro und Rechnungsstelle und ab Sommer 1943 gemeinsam mit Marga Jung und Dora Landahl in der Finanz- und Betriebsbuchhaltung“…. Marga Jung hat sich meiner sehr angenommen….“ Ende 1944 musste Fritzi mit ihren Kameradinnen, darunter auch Marga Jung, in Baracken außerhalb der Lagermauer umziehen. Später schilderte sie die Lebensbedingungen dort als noch katastrophaler als je zuvor.

Am 26. Mai 1945 kam sie, nunmehr 21 Jahre alt, nach Wien zurück. Sie sah sich mit Unverständnis und Desinteresse bezüglich ihres Schicksals konfrontiert. Erst mit ihrem Mann und gemeinsamen Freunden aus der KPÖ, die ebenfalls im KZ interniert waren, war ein Austausch darüber möglich.

Sie hatte rückblickend nicht das Gefühl, durch die Jahre der Haft etwas im Leben versäumt, sondern durch die gelebte Solidarität ihrer Mitgefangenen viel gewonnen zu haben.

Ihr Mann, Bruno Furch, war Journalist bei der „Volksstimme“ und bildender Künstler. Er kämpfte als Interbrigadist in Spanien und war im KZ Dachau und Flossenbürg inhaftiert.

Fritzi Furch war Mitglied in der Österreichischen Lagergemeinschaft und im IRK.

Warum sie immer wieder zu den Befreiungsfeierlichkeiten nach Ravensbrück fuhr, begründete sie so:“ Wenn niemand mehr an den Ort des Schreckens kommt, sind die Opfer und ihre Leiden vergessen.“

Quellen: http://www.ravensbrueck.at/die-lagergemeinschaft/portraits/fritzi-furch-1924-2012/ und S. Jacobeit, L. Thoms-Heinrich, „Kreuzweg Ravensbrück.“ …Leipzig 1986, S. 78-80