Männerlager

Zum Lagerkomplex Ravensbrück gehörte ab April 1941 ein Männerlager. Als Teil des KZ Ravensbrück stand es ebenfalls unter der Aufsicht des Kommandanten des Frauenlagers. Das Männerlager diente vornehmlich als Arbeitskräftereservoir für Handwerksberufe, solange der Ausbau des Frauen-KZ Ravensbrück noch nicht abgeschlossen war. Im August 1941 bestand das Männerlager aus fünf Wohnbaracken und einer Wirtschaftsbaracke im südöstlichen Bereich des KZ-Geländes, unmittelbar neben dem Industriehof. Obwohl die Häftlingszahlen anstiegen (bis zu 1500 – 2000 Gefangene zur gleichen Zeit), erfuhr das Männerlager bis zur Befreiung keine Erweiterung.

Die männlichen Zwangsarbeiter dienten ebenso für die ständigen Erweiterungen des KZ Ravensbrück und seiner Nebenlager. So z. B. waren es vor allem die Häftlinge des Männerlagers, die das „KZ Uckermark für Mädchen und junge Frauen“, welches ebenfalls zum Frauen-KZ Ravensbrück gehörte, ausbauten. Sie errichteten auch die SIEMENS-Werkhallen, führten Erweiterungsarbeiten im Bereich der SS-Siedlung aus und bauten Straßen.

Mehr als die Hälfte der Arbeitskommandos waren Baukolonnen, die zivilen Baufirmen zugeordnet waren. Bei der Schwerstarbeit in den Baukommandos waren die Jugendlichen und Männer brutalen Misshandlungen ausgesetzt. Bis Ende 1942 starb knapp die Hälfte aller Häftlinge des Männerlagers an den Folgen der schweren körperlichen Arbeit bei unzureichender Ernährung und fehlender medizinischer Versorgung oder wurde ermordet.

Ab 1943 war die Mehrzahl der Männer außerhalb des Lagers in der Rüstungsindustrie eingesetzt.

Die Mehrzahl der Gefangenen im Alter zwischen 16 – 45 Jahren kamen aus Polen, der Sowjetunion, Deutschland und Österreich und wurden sehr oft aus anderen Konzentrationslagern in das KZ Ravensbrück gebracht. Zum großen Teil handelte es sich um Zwangsarbeiter, die aufgrund unterschiedlicher „Vergehen“ (etwa Flucht oder Sabotage) in ein KZ eingewiesen wurden.

Jungen ab 12 Jahren, teilweise Kinder von Frauen aus Ravensbrück, die mit ihren Müttern gemeinsam in das Frauen-KZ deportiert worden waren, trennte man nach ihrem 12. Geburtstag von ihren Müttern und brachte sie in einem eigenen Block im Männerlager unter.

Zwischen den Jahren 1941 und 1945 waren insgesamt etwa 20.000 männliche Häftlinge im Männerlager von Ravensbrück inhaftiert. In das Nummernbuch des Männerlagers ließ die SS 13.490 Gefangene mit Haftart, Namen und Geburtsdatum eintragen. Überstellungen in andere Lager oder Todesfälle wurden ebenfalls verzeichnet. In zusätzlichen Listen finden sich weitere 6.519 Namen.

Dem Lagerschreiber Józef Kwietniewski gelang es bei der Räumung des Lagers im April 1945, die Nummernhefte aus dem KZ zu schmuggeln.