Bianca Paganini-Mori

02.02.1922 – 05.05.2013, La Spezia,

Historikerin

Ravensbrück: 12. Oktober 1944, zus. mit Mutter Amelia Giardini und Schwester Bice

nach dem Todesmarsch Befreiung am 2. Mai 1945 bei Parchim durch amerikanische Truppen

Bianca Paganini
Bianca Paganini

Bianca Paganini wurde am 2. Februar 1922 in La Spezia in einer katholischen-bürgerlichen Familie geboren. Sie schloss ein klassisches Lyzeum ab und schrieb sich danach an der Fakultät für Antike Literatur der Universität Genua ein.

Die Deportation In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 1944 wurde sie in San Benedetto, wohin die Familie evakuiert war, zusammen mit ihrer Mutter Amelia Giardini, ihrer Schwester Bice und ihrem Bruder Alfredo wegen antifaschistischer Aktivitäten eingesperrt. Sie hatte zusammen mit ihrem Bruder Alfredo an der Partisanenbewegung „Gerechtigkeit und Freiheit“ teilgenommen. Sie wurde zusammen mit den verhafteten Familienmitgliedern in dem Gefängnis in der „Villa Andreini“ (Nummer 420) eingesperrt. Hier war sie bis zum 8. September. Dann wurde sie in das Gefängnis von Marassi und von dort am 23. September über Mailand in das KZ Bozen gebracht. Von hier aus wurde sie am 5. Oktober 1944 in das im Norden Deutschlands gelegene KZ Ravensbrück (Transport Nr. 91, Gefangenen-Nr.: 77399) deportiert, wo sie am 12. Oktober zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ankam.

Ihr Bruder Alfredo wurde vom Gefängnis Marassi in das KZ Flossenburg deportiert, wo er am 6. Dezember 1944 umkam. Ende 1944 verstarb auch ihre Mutter im KZ Ravensbrück.

Bianca wurde zusammen mit ihrer Schwester Bice zur Arbeit in das Kommando SIEMENS geschickt, wo sie bis zum 25. April 1945 war und wegen des Herannahens der sowjetischen Truppen zusammen mit dem Lager "evakuiert" wurde. Bianca und ihre Schwester überlebten den Todesmarsch und wurden am 2. Mai 1945 von amerikanischen Truppen in Parchim befreit. Beide kamen am 13. September 1945 nach La Spezia zurück.

Die Rückkehr In Genua beendete Bianca das Studium an der Universität, erwarb ein Diplom für Antike Literatur und widmete sich im Weiteren der Lehre.

Das Engagement Bianca hielt die Beziehungen zu ihren Kameradinnen, die ebenfalls deportiert worden waren, aufrecht und trat als eine der ersten in das Internationale Ravensbrück Komitee ein. Dieses verließ sie erst im Jahr 2007 aus gesundheitlichen Gründen. Sie war persönlich aktiv, um das Gedenken an die Deportation italienischer Frauen in das Lager Ravensbrück, insbesondere das geschichtliche Gedenken an Ravensbrück lebendig zu erhalten und weiter zu geben.

1976 wurde sie zur Vizepräsidentin des Komitees der Nationalen Vertretung in der ANED (Associazione nationale ex deportati dei campi nazisti) gewählt. 1991 wurde sie Präsidentin der Sektion der ANED in ihrem Heimatort La Spezia. Sie war Mitglied im Ehrenkomitee der nationalen ANED. Im Jahr 2003 wurde sie von der Gemeinde La Spezia zur „Stadtältesten“ für ihren Beitrag zum Gedenken an die Deportationen in die faschistischen Vernichtungslager berufen. Am Gedenktag 2001 wurde sie vom Präsidium des Ministerrates mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet, die denjenigen italienischen Bürgern verliehen wird, die zwischen 1943 und 1945 in faschistische Lager deportiert wurden. 2012 wurde ihr die Ehrenbezeichnung „Ritter des Ordens für Verdienste um die Republik Italien“ für das stetige, umfangreiche Bürgerengagement bei der Bewahrung des Gedenkens an die Verfolgung und Deportation durch die Faschisten und bei der Bewahrung der Werte der Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie insbesondere in Bezug auf die junge Generation verliehen.

Bianca hat uns am 5. Mai 2013 verlassen.

Ihr Vermächtnis ist in folgenden Büchern festgehalten: „Die Frauen von Ravensbrück“ von Lidia Rolfi und Anna Maria Bruzzone, „Von Ligurien in die Vernichtungslager“ von Rosaria Fucile und Liana Millu, „Auch ich habe die Republik gewählt“ von Anna Valle und Annalisa Coviello und in den Interviews im Audiovideo-Museum des Widerstandes der Provinz Massa Carrara und La Spezia in Le Prade di Fosdinovo (MS) (www.museodellaresistenza.it) sowie im Digitalarchiv des Gedächtnisses der Zukunft –Projekt ISR La Spezia (www.vocidellamemoria.it)