Melanie (Mela) Ernst

Melanie (Mela) Ernst, geb.Grünberg 04.04.1893 Czernowitz - 08.03.1949 Wien

Bankangestellte, Gewerkschafterin

Interbrigadistin

Ravensbrück: 22. April1944 - 23. April 1945, Evakuierung durch das Schwedische Rote Kreuz, gemeinsam mit Lisa Gavric

Melanie Ernst, Foto: DÖW
Melanie Ernst, Foto: DÖW

Melanie Ernst wurde am 4. April 1893 in Czernowitz in der Bukowina als Tochter von Isidor Weinberger und Nelly Grünberg(er) geboren. Sie erlernte den Beruf einer Bankangestellten und gehörte seit 1918/19 dem Wiener Arbeiterrat an. Sie war aktive Gewerkschafterin und seit 1923 Mitglied der Kommunistischen Partei Österreich (KPÖ). Mit ihrem Partner Norbert Badian lebte sie in Wien.

1933 wurde sie arbeitslos und verdiente sich ihren Lebensunterhalt durch das Geben von Nachhilfestunden und als Buchhalterin. Während des austrofaschistischen Regimes war sie am Versuch, illegale Gewerkschaftsstrukturen aufzubauen, beteiligt. Sie wurde wiederholt verhaftet. Im Jahr 1935 saß sie wegen des Verdachts des Hochverrates im Gefängnis. Nach ihrer Freilassung emigrierte sie in die Schweiz.

Unter dem Decknamen Emma Bachmayer half sie vom Ort Chur (Schweiz) aus, Freiwillige zur Teilnahme am Kampf gegen Franco nach Spanien zu schleusen. Sie baute hierzu in Vorarlberg ein Organisationsnetz auf, das den illegalen Grenzübertritt in die Schweiz betreute. Dabei wurde diesseits und jenseits der Grenze auf Funktionäre der Arbeiterbewegung zurückgegriffen. Den Sicherheitsbehörden in Vorarlberg blieb dies nicht verborgen; Melanie Ernst wurde am 26. August 1937 verhaftet. Nach der Strafverbüßung wurde sie aus der Schweiz ausgewiesen und von den Schweizer Behörden an die französische Grenze gebracht. Von dort ging sie nach Paris.

Norbert Badian wurde 1934 wegen illegaler politischer Tätigkeit des Landes verwiesen, ging in die Sowjetunion und 1936 von dort aus unter dem Namen Hermann Endler nach Spanien. Am 23. Dezember 1937 ging auch Melanie – von der Schweiz aus – nach Spanien. Sie wurde Schreibkraft im Sanitätsdienst der Internationalen Brigaden in Albacete und hieß dort Melitta Gruber.

Nach der Auflösung der Internationalen Brigaden im September 1939 war den Österreichern, darunter auch Melanie Ernst, die Rückkehr in das inzwischen besetzte Österreich verwehrt. Melanie Ernst ging nach Frankreich. Sie wurde zunächst zusammen mit anderen österreichischen Interbrigadistinnen in dem Ort Saint-Zacharie, in dem ein ehemaliges Gewerkschaftserholungsheim in ein Internierungslager für ehemalige Spanienkämpfer umgewandelt worden war, festgehalten.

Später beteiligte sie sich in Frankreich am Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Im Herbst 1943 wurde sie aufgrund ihrer Widerstandstätigkeit in Frankreich verhaftet. Von Frankreich wurde sie in das KZ Ravensbrück deportiert, wo sie am 22. April 1944 ankam. Sie war Mitglied des internationalen Lagerkomitees.

Maria Berner erinnerte sich: „Die politische Leitung im Lager hat eigentlich die Mela aufgebaut. Sie und die Mara Ginsburg, die ist noch erschossen worden, Ende 1944. … Die Annerl, die neben mir im Arbeitseinsatz gesessen ist, war sehr stark mit den Tschechinnen und Polinnen verbandelt. Die Sturm wieder hat sich mehr mit den Deutschen zusammengetan. So ist eine ganze Reihe von Gruppen entstanden im Laufe der Zeit. …Anfang 1944 ist die Mela Ernst gekommen. Die hat das Ganze dann mehr zusammengefasst, die Verbindungen zu den verschiedenen Nationen noch ausgebaut. Eine schwere Kämpferin ist sie gewesen, illegal tätig schon seit dem 34er Jahr, zuerst in Österreich, bei den Interbrigaden in Spanien dann. In Frankreich ist sie schließlich hochgegangen. So ist es zum illegalen Komitee gekommen, in Ravensbrück. Ich war auch dabei. Möglichst jede Nation hat eine Vertretung geschickt. Besprochen hast du dich meist auf der Lagerstraße, um die Mittagszeit, wo es am wenigsten auffällig war. Da hat sich die SS nicht so viel geschert um uns. Ohnehin hat sich alles sehr schnell abspielen müssen. … Die Leut mussten hundertprozentig verlässlich sein. Da hängt ja viel dran, nicht nur dein Leben, das der anderen auch. …“

Am 23. April 1945 wurde Melanie Ernst gemeinsam mit Lisa Gavrič – als Französin ausgegeben – mit einem Transport des Schwedischen Roten Kreuzes nach Schweden evakuiert.

Bis zu ihrem Tod am 8. März 1949 lebte sie in Wien und arbeitete für das Zentrale Frauenaktiv der KPÖ. 1947 gehörte sie zu den Gründerinnen der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und vertrat die Kommunistinnen im Leitungsgremium der Gemeinschaft. Ihren Partner aus den 30er Jahren, Norbert Badian, hat sie bis zu ihrem Tod nicht mehr getroffen. Dieser kehrte erst 1950 nach Wien zurück.

Quellen: „Für Spaniens Freiheit. Österreicher an der Seite der Spanischen Republik“. Hrsg:DÖW 1986, S. 49, 94, 100, 323, und „Ich geb Dir einen Mantel, dass Du ihn noch in Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen. “, Hrsg. Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Lisbeth N. Trallori, Edition Spuren, PROMEDIA Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., 1987,:Maria Berner, „Die Rettung“, S. 187-197 und "Frauen und der spanische Krieg 1936-1939. Eine biographische Dokumentation"; Hrsg: Ingrid Schiborowski und Anita Kochnowski, Verlag am Park, 2016, S. 166-167 und "*BiografiA. Lexikon der österreichischen Frauen", S. 748-749, Hrsg.Ilse Korotin, Böhlau Verlag Wien, Köln, Weimar, 2016 *