Manfred Hubert Rainer

Manfred Hubert Rainer kam am 15. April 1945 um 09:15 Uhr zur Welt. Er überlebte.

Quelle: Grit Philipp, Kalendarium der Ereignise imKonzentrationslager Ravensbrück 1939 - 1945

Ausweislich einer Liste über die „Rückführung der Häftlinge aus dem K.Z. Ravensbrück nach Wien“ gehörten Johanna Rainer, geboren am 19.10.1912 in Leoben und ihr in Ravensbrück geborener Sohn Manfred Rainer, zu den Ravensbrückhäftlingen, die von Rosa Jochmann und weiteren ehemaligen Häftlingen aus Ravensbrück abgeholt und am 20. Juli 1945 nach Wien gebracht wurden.

Ausweislich einer Liste über die „Rückführung der Häftlinge aus dem K.Z. Ravensbrück nach Wien“ gehörten Johanna Rainer, geb. am 19.10.1912 in Leoben und ihr in Ravensbrück geborener Sohn Manfred zu den Häftlingsfrauen, die von Rosa Jochmann u. a. ehemaligen Häftlingen aus Ravensbrück abgeholt und am 20. Juli 1945 nach Wien gebracht wurden.

Nachdem die Rückholung der noch in Ravensbrück befindlichen österreichischen Gefangenen nicht in Gang kommen wollte, waren es Rosa Jochmann und Friedl Sedlacek, die eine sich bietende Möglichkeit ergriffen, mit einem Auto zunächst nach Prag, dann mit dem Zug nach Bratislava, anschließend bis Korneuburg und endlich – zu Fuß - nach Wien zu kommen. In Wien verschaffte ihnen Dr. Renner einen Lastwagen, einen Autobus, vier Kraftfahrer und Proviant. Ein russischer Offizier wurde zu ihrer Begleitung ausersehen. Rosa Jochmann und Friedl Sedlacek ließen es sich nicht nehmen, den beschwerlichen Weg nach Ravensbrück noch einmal anzutreten, um ihre etwa 60 Kameradinnen, darunter Johanna Rainer und ihren Sohn Manfred, sicher und fürsorglich nach Hause zu holen. Begleitet wurden sie dabei von der gerade erst aus Ravensbrück nach Hause gekommenen Barbara (Betty) Wenz und Rudolfine Muhr, später SPÖ-Frauenzentralsekretärin und Bundesrätin. Am 17. Juli 1945, in der Früh um 6 Uhr begann die Fahrt im Lager, am 20. Juli 1945, am frühen Nachmittag, kamen alle wohlbehalten in Wien an.

Johanna Rainer und ihre Schwiegermutter waren am 15. August 1944 von den Nazis verhaftet und eineinhalb Monate im Gefängnis Leoben inhaftiert worden, bevor sie beide nach Ravensbrück verschleppt wurden. Ihnen wurde vorgeworfen, dass der Schwager bzw. der Sohn im Sommer 1944 desertiert war – er wurde dafür hingerichtet.

„Bei allem Elend in Ravensbrück hatte Johanna Rainer viel Glück. Sie musste nicht zu den schweren Arbeiten in den Außenkommandos. Aber die stundenlangen Appelle musste auch sie mitmachen. Eine Häftlingsärztin sagte zu ihr:“ Der Krieg wird bald aus sein, wir bringen das Kind nach Hause.“ Für kurze Zeit war sie auf dem Schwangerenblock im KZ. Die Mütter bekamen kaum etwas zu essen, hatten deshalb nach der Entbindung keine Milch für die Babys, die dann meist nach wenigen Tagen verhungerten. … Einmal habe ihr eine Mitgefangene einen heißen Erdapfel in den Block gebracht, erzählte sie von der Solidarität der Ravensbrückerinnen. Dann habe sie das Glück gehabt, auf andere Blocks verlegt zu werden. U.a. kam sie auch in die Obhut Rosa Jochmanns. … 14 Tage sei Manfred zu spät auf die Welt gekommen und das sei wahrscheinlich seine Rettung gewesen, … .

Antonia Bruha erinnerte sich später: „Bei uns im Revier hat es manchmal Sonderhäftlinge gegeben, die haben Breikost bekommen, darunter war Silvia Salvesen, die Frau vom Arzt des norwegischen Königs. … Ich weiß noch, dass Frauen aus dem Siemenslager zu uns ins Revier gekommen sind und diesen Brei oder Weißbrot geholt haben für den kleinen Manfred, der dort geboren wurde, …“

Ende April wurde das Lager von den Russen befreit. „Windeln gab es natürlich keine, aber Kameradinnen brachten mir Fetzen.“… und nach der Befreiung brachten die Russinnen Milch für das Kind. … …

Von Wien aus sind wir, sieben Frauen mit dem Baby, zu Fuß über den Semmering nach Hause gewandert. Einmal haben wir in einem Heustadel übernachtet. Am 15. August 1945, genau ein Jahr nach meiner Verhaftung, war ich wieder daheim.“

Nach Ravensbrück sind Mutter und Sohn zum dritten Mal seit 1945 gekommen. Sie reden nicht oft über Ravensbrück. Es ist immer noch schmerzlich darüber zu reden und wenn es doch passiert, gibt es immer viele Tränen.

*(Nach einer Schilderung von Johanna Rainer anlässlich eines Besuches in Ravensbrück zum 50. Jahrestag der Befreiung, 1995 und Antonia Bruha in „Ich geb Dir einen Mantel, dass Du ihn noch in Freiheit tragen kannst“; „Ein Foto von Sonja“, S. 147 – 156, Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft mbH., 1987, ISBN 3-900 478-20-1) ) *