Ljudmilla Stepanowna Muratowa geb. Makarowa

25.04.1925 – 02.06.2019

Handelskauffrau

Ravensbrück: August 1943, später Außenlager Bart – 1. Mai 1945, Riebnitz-Damgarten

42 Jahre lang unersetzliche Leiterin der regionalen gesellschaftlichen „Organisation der Kämpfer des antifaschistischen Widerstands und der Opfer der nazistischen Repressionen“ in Rostow am Don.

Organisatorin freundschaftlicher Treffen mit ehemaligen Ravensbrück-Häftlingen aus Frankreich, darunter Rose Guerin. Im Jahr 1986 unterzeichneten die ehemaligen Gefangenen aus Russland und Frankreich gemeinsam ein Schreiben an den Generalsekretär der UNO.

Ljudmilla Stepanowna Muratowa, Foto: J. Bochat
Ljudmilla Stepanowna Muratowa, Foto: J. Bochat

Ljudmilla Stapanowna Muratowa wurde am 25. April 1925 in Rostow am Don geboren.

Im September 1942 wurde sie in das faschistische Deutschland verschleppt, wo sie Zwangsarbeit in der Schiffwerft Krupp in der Hafenstadt Kiel leisten musste.

Im August 1943 wurde sie wegen ihrer Beteiligung an Widerstandshandlungen verhaftet und bald darauf in das Konzentrationslager Ravensbrück eingewiesen. Sie wurde dort als politischer Häftling unter der Nummer 23746 registriert.

Befreit wurde sie während des Todesmarsches am 1. Mai 1945 bei Ribnitz-Damgarten.

Zurückgekehrt in die Heimat arbeitete und lernte sie, erhielt eine Hochschulbildung in der Fachrichtung Warenhandel und Warenkunde und beteiligte sich aktiv an der gesellschaftlichen Arbeit.

Sie, die alle Kreise der Hölle durchschritten und obsiegt hatte, war 42 Jahre unersetzliche Leiterin der regionalen gesellschaftlichen „Organisation der Kämpfer des antifaschistischen Widerstands und der Opfer der nazistischen Repressionen“. Sie war lange Jahre auch Mitglied des Internationalen Ravensbrück Komitees.

Motivation für ihre Arbeit waren stets die patriotische Erziehung der heranwachsenden Generation, das Zusammentragen eines einmaligen historischen Materials und die Gründung des Museums „Antifaschist“, welches sich im Lyzeum Nr. 52 der Stadt Rostow am Don befindet.

Im Jahr 1982 empfing die Rostower Vereinigung zum ersten Mal eine Delegation ehemaliger Häftlinge aus Frankreich, die von Rose Guerin geführt wurde. Die französischen Freundinnen besuchten noch zwei weitere Male die Stadt Rostow am Don.

Im Jahr 1986 unterzeichneten die ehemaligen Gefangenen aus Russland und Frankreich gemeinsam ein Schreiben an den Generalsekretär der UNO. Es wurde später in dem Buch „Erinnerung des Herzens“ veröffentlicht. Das französische Journal „La Femme Sovjetique“ (Sowjetische Frau) berichtete davon in seiner Ausgabe Nr.5 des Jahres 1986.

Im Jahr 2002 reiste Ljudmilla auf Einladung deutscher Freunde nach Deutschland, in die Stadt Kiel. Dort, auf der Werft, hatte sie ihre antifaschistische Tätigkeit begonnen.

Ljudmilla trat oft im Fernsehen auf, schrieb Artikel für die regionale Zeitung „Wetschernij Rostow“ (Rostow am Abend) und für die Zeitung „Sudba“ (Schicksal) des internationalen Verbandes ehemaliger minderjähriger Häftlinge des Faschismus.

Nach ihrem Tod erschien in dieser Zeitung ein Nachruf für sie. Darin wird sie mit den folgenden Worten zitiert: „Das Durchlebte muss bewahrt werden, damit auch nach Jahrzehnten noch die Menschen wissen und verstehen, was der Faschismus bedeutet. Die historische Wahrheit muss in Büchern der Erinnerungen überliefert werden. Aber das Wichtigste ist: Diese Erinnerung muss in unseren Herzen und in unseren Seelen aufgehoben sein.“ Muratowa L. S.

Aufgeschrieben von ihrer Tochter, Vera Martschenko, 2020