Stanka Dr. Krajnc Simonetti

geb. 06.9.1928 bei Maribor

Ärztin

Ravensbrück/"Jugendschutzlager" Uckermark: April 1944– April 1945, anschl. Zwangsarbeit in Güstrow

Dr. Stanka Krajnc Simonetti, 2009, Foto: Heike Rohde
Dr. Stanka Krajnc Simonetti, 2009, Foto: Heike Rohde

„Bereits als Schülerin tat Stanka sich mit Gleichgesinnten zusammen und unterstützte die Befreiungsfront in ihrer Heimat.

Im Januar 1944 wurden die Jugendlichen von Dorfbewohnern an die deutsche Besatzungsmacht verraten. Nach zwei Monaten in unterschiedlichen Gefängnissen kam sie im April 1944 auf einen Transport nach Ravensbrück, wo sie nach kurzer Zeit in das sog. „Jugendschutzlager“ Uckermark gebracht wurde.

Stanka war zunächst im A-Block, später im Sonderblock. Wie alle anderen berichtet auch sie von täglicher Zwangsarbeit, Hunger und Schikanen. Ihre eindrücklichsten Erinnerungen sind die Erniedrigungen, die sie und ihre Mitgefangenen erleiden mussten. „... Wie sie uns kleinkriegen konnten. Parieren, gehorchen, nicht sprechen, still sein. ...“ „...

Demütigung war ein wichtiger Teil der „Sozialerziehung“. Sie wollten dich brechen, deine Selbstachtung vernichten! Du bist sechzehn oder siebzehn und bist kahlgeschoren an Kopf und Körper, du hast Krätze an der Nase und der Wange, du hast schmutzige Kleidung und weil du fast immer frierst auch eine besonders „schlampige Haltung“ und weil du immer „schnell, schnell“ laufen musst, ziehst du die unglücklichen Füße mit schrecklichen Holzschuhen am Boden nach. Wenn du Durchfall hast, lassen die dich nicht austreten und dann ist alles beschmutzt und du bist „eine verfluchte Sau“...“

Der Zusammenhalt mit den anderen Mädchen half Stanka durch diese schwere Zeit. Stanka war bis Anfang April 1945 im sog. "Jugendschutzlager" Uckermark. Dann wurde das Lager schrittweise geräumt. „Die deutschen Mädchen sind vor uns gegangen, weil die SS die Baracken für das Vernichtungslager gebraucht hat. Schrecklich sah es aus, als die Transporte mit Männern und Frauen angekommen sind. Das habe ich noch gesehen, dann, Anfang April, bin ich evakuiert worden.“

Evakuiert, das bedeutete Zwangsarbeit und Gefängnis für die Mädchen. Die Befreiung erlebte Stanka in Güstrow.

Nach einer wochenlangen Reise war sie endlich am 1. September 1945 wieder zu Hause. Über die Zeit nach der Befreiung sagt Stanka: „Ja, und wir freuten uns des Lebens. Wir waren so jung, dass wir noch viel Lebenskraft in uns hatten. Wahrscheinlich sind wir durch diese schweren Zeiten deformiert worden. Wahrscheinlich sind wir anders, als wir sonst geworden wären. Aber sonst sind wir glücklich, dass wir leben.“

Nach dem Krieg studierte Stanka Krajnc Simonetti Medizin und war als Ärztin tätig. Ihr Hauptaufgabengebiet wurde die Sozialmedizin. Die Gesundheitsvorsorge für Kinder und Frauen, die Senkung der Säuglingssterblichkeit, bessere Möglichkeiten zur Verhütung und der legale Schwangerschaftsabbruch waren einige ihrer Arbeitsbereiche.

1984 – 1988 war Dr. Stanka Krajnc Simonetti die erste und bisher einzige Präsidentin der Slowenischen Ärztegesellschaft (SZD). Sie hat an vielen internationalen Tagungen z.B. der WHO teilgenommen und sich für verbesserte Lebens- und Gesundheitsbedingungen eingesetzt. Nach ihrer Professur war sie viele Jahre in der Ausbildung junger Menschen im slowenischen Gesundheitswesen tätig.

Trotz aller Schwere der Erinnerung setzt sich Stanka für einen Gedenkort Uckermark und für eine Gedenkpolitik in Slowenien ein. „Ich glaube, die Gedenkstätte in Ravensbrück sollte mehr betonen, dass es an diesem Ort auch ein Monstrum der Jugendschutzpolitik gab und dass man das nicht vergessen darf. Das sollte der Ausgangspunkt für eine Ausstellung über das Uckermarklager sein. …“

(Dr. Krajnc Somonetti in einem Gruppengespräch am 16.09.1999 in Portoroz / Slowenien), 2019 wurde eine Dokumentation in der Reihe "Spomini/Erinnerungen" über sie im slowenischen Fernsehen ausgestrahlt.

Quellen: Interview mit Dr. Stanka Krajnc Simonetti am 03.03.2000, in: Silvija Kavcic; Überleben und Erinnern, Slowenische Häftlinge im Frauen- Konzentrationslager Ravensbrück, 2007, Metropol Verlag; S. 299; Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hg); Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark, 2. Auflage, Juni 2005; UNRAST-Verlag Münster; Porträt Stanka Simoneti-Krajnc; von Heike Rode in Ravensbrück Blätter, Dezember 2010