Hanka Housková

geb. am 8. Oktober 1911 in Prag,

Journalistin

Ravensbrück: 14. Januar 1942 – 28. April 1945

Mitglied des IRK von 1945 - 1968

Hanka Housková wurde am 8. Oktober 1911 in Prag geboren. Beide Eltern waren gelernte Schneider. Hanka wurde von ihnen auf ein angesehenes Ordensgymnasium in Prag geschickt. Sie brach die Schule allerdings – vierzehnjährig – ab, um ihren schwerkranken Vater zu pflegen. Sie besuchte eine zweijährige Handelsschule und arbeitet nach dem Abschluss als Schreibkraft.

1935 wurde sie Ensemblemitglied einer Schauspielgruppe namens „Aragon“ und engagierte sich außerdem bei der Jugendzeitschrift „Hejrup“ gegen das Erstarken faschistischer Kräfte im Land.

Als Mitglied der Kommunistischen Partei leistete sie nach der deutschen Okkupation 1939 illegale Arbeit beim Drucken und Verbreiten von Flugblättern und half auch verfolgten Menschen.

Die Gestapo verhaftete sie am 29. Mai 1940. Es folgten 20 Monate Haft und ständige Verhöre im Prager Gefängnis Pankrác.

Am 14. Januar 1942 wurde sie in das KZ Ravensbrück deportiert. Hier wurde sie zunächst bei schweren Außenarbeiten eingesetzt. Durch die Solidarität ihrer Kameradinnen erhielt sie einen körperlich weniger anstrengenden Platz als Krankenschwester im „Revier“. Sie kümmerte sich aufopferungsvoll um kranke Frauen. Sie war „Lagermutter“ für mehrere Kinder.

Im Februar 1945 erlitt sie eine schwere Herzerkrankung, die sie bis zum Mai mit Hilfe Ihrer Freundin, der tschechischen Häftlingsärztin Zdenka Nedvedová, überwinden konnte. Am 29. Mai traten viele tschechische Frauen, darunter Hanka Housková, mit Bussen ihre Heimreise aus Ravenbrück an.

Am 31. Mai 1945 nach Prag zurückgekehrt, stürzte sie sich sofort in die Arbeit: als Journalistin bei der kommunistischen Jugendzeitung „Mladá Frontá“, als Hörerin an einer Parteischule und als Mitbegründerin der tschechischen Lagergemeinschaft, die sie im Internationalen Ravensbrück Komitee vertrat.

1947 wurde ihr Sohn Marek geboren.

Als Leiterin der Presseabteilung des Ministeriums für Ernährung, als Chefredakteurin einer Modezeitschrift und als Mitarbeiterin der staatlichen Presseagentur CTK war sie weiterhin journalistisch tätig.

In den Jahren von 1961 bis 1968 war sie an der Erarbeitung einer Geschichte des tschechoslowakischen Widerstandes der Kommunistischen Partei in einer Gruppe von Historikern beteiligt. Sie unterstütze auch die Reformbewegungen Dubceks.

1968 wurde zu einem schweren Jahr für Hanka Housková. Sie arbeitet in einem Kollektiv zur kritischen Untersuchung der Geschichte der Kommunistischen Partei mit. Als die Staaten des Warschauer Vertrages die CSSR besetzten, verurteilte sie dies im öffentlichen Fernsehen und leistete illegale Arbeit gegen die Okkupanten. Vergeblich appellierte sie gemeinsam mit Zdenka Nedvedova und anderen Kameradinnen an die Ravensbrücker Lagergemeinschaften Europas mit der Bitte um Solidarität.

Sie wurde aus allen Funktionen in Frauen- und antifaschistischen Verbänden entlassen, in der Presse wurde sie diffamiert. Das führte bei ihr zu einer tiefen psychischen Krise. Im März 1969 trat sie aus der Kommunistischen Partei aus.

1973 beschloss sie, einen 18 Monate alten Sinti-Jungen aus einem Prager Kinderheim zu betreuen. Dieser wohnte seit seinem 14. Lebensjahr bei ihr und trägt seit 1994 ihren Namen.

(Quelle: Ravensbrückerinnen. Hrsg. Von Sigrid Jacobeit in Zusammenarbeit mit Elisabeth Brümann-Güdter, S. 69-71, Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Nr. 4; Edition Hentrich)