Miloslava (Mila) Kalibová geb. Suchanková

29.12.1922 – 27.12.2019

Ravensbrück: 13. Juni 1942 - 28. April 1945, gemeinsam mit Mutter Anna und Schwester Jaroslava

Das 20 km von Prag entfernte tschechische Dorf Lidice war von den deutschen Besatzern nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich aus Rache geplündert und vollständig niedergebrannt worden. Die SS erschoss die Männer von Lidice an Ort und Stelle, einige wenige der insgesamt 105 Kinder wurden zur Adoption an SS-Familien nach Deutschland verschleppt, die meisten in Chelmno ermordet.

Die nach Ravensbrück deportierten Frauen, darunter Mila Kalibová, erfuhren erst nach Kriegsende Näheres über das Schicksal ihrer Familien.

Miloslava Kalibová, 2004; Foto: W. Reiher
Miloslava Kalibová, 2004; Foto: W. Reiher

Miloslava Kalibová, genannt Mila, geboren am 29. Dezember 1922, gehört zu den insgesamt 193 Frauen, die die Nationalsozialisten aus Lidice nach Ravensbrück deportierten.

Das 20 km von Prag entfernte tschechische Dorf Lidice war von den deutschen Besatzern nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich aus Rache geplündert und vollständig niedergebrannt worden. Der Besitz wurde beschlagnahmt, um so die Kosten für diese beispiellose Vernichtungsaktion von den Betroffenen selbst begleichen zu lassen. Die SS erschoss die Männer von Lidice an Ort und Stelle, einige der insgesamt 105 Kinder wurden zur Adoption an SS-Familien nach Deutschland verschleppt, die meisten in Chelmno ermordet. Die nach Ravensbrück deportierten Frauen erfuhren erst nach Kriegsende Näheres über das Schicksal ihrer Familien.

Mila Kalibová kam am 13. Juni 1942, zusammen mit ihrer 47-jährigen Mutter Anna und ihrer 16 Jahre alten Schwester Jaroslava, nach Ravensbrück. Dort war sie dem Arbeitskommando der Schneiderei zugeteilt.

Nach der Befreiung gehörte sie zu den 143 Frauen, die nach Lidice zurückkehrten. Die Frauen suchten verzweifelt nach ihren Kindern, doch nur 17 Kinder hatten überlebt.

Der Ort wurde mit Spenden, zu denen britische Bergarbeiter aufgerufen hatten, wieder aufgebaut. Die tschechoslowakische Regierung sicherte jeder zurückgekehrten Person ein eigenes Haus zu. Am Ende entstand ein neues Dorf, mit einem Museum und einem Kulturhaus; das benachbarte Gelände des nieder gebrannten alten Dorfes ist ein Gedenkort.

Mila Kalibová heiratete 1952, ihr Sohn Miroslav kam 1954, ihre Tochter Helena zwei Jahre später zur Welt. Sie arbeitete im Ministerium für Gesundheitswesen. Als ihre Mutter erkrankte, zog sie für sechzehn Jahre nach Prag, um mit ihrer Schwester gemeinsam die Versorgung der Mutter sowie der Kinder zu übernehmen.

Anschließend lebte Mila Kalibová wieder in Lidice und arbeitete seit ihrer Pensionierung ehrenamtlich in der Gedenkstätte Lidice.

Sie ist im Dezember 2019 verstorben.

Quelle: Constanze Jaiser, Jacob David Pampuch (Hrsg.), „Europa im Kampf 1939-1944. Internationale Poesie aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück.“,S. 185, 2005 Metropol Verlag, ISBN 3-936411-61-1